Émile Reynaud
Charles-Émile Reynaud (* 8. Dezember 1844 in Montreuil, heute Seine-Saint-Denis; † 9. Januar 1918 in Ivry-sur-Seine) war ein französischer Fotograf, Zeichner und Französischlehrer. Er war Erfinder des Praxinoskops, des Théâtre Optique, des nichtfotografischen Zeichentrickspiels und Vorläufer der Kinematografie.
Inhaltsverzeichnis
Lebenslauf[Bearbeiten]
Charles-Émile Reynaud wurde am 8. Dezember 1844 in Montreuil geboren. Sein Vater war Uhrmacher und Stahlstecher, in seiner Werkstatt erlernte viele Dinge über Präzisionsmechanik. Seine Mutter arbeitete als Aquarellistin, von ihr lernte er die Maltechniken kennen.[1]
Im Jahr 1858 begann er eine Ausbildung zum Techniker im Hause Adolphe Gaiffe. Hierbei lernte er auch den Porträtisten Adam-Salomon kennen, der ihm das Fotografenhandwerk näherbrachte. Später ergriff er diesen Beruf in Paris. Im 1864 besucht er mehrere Kurse und Lichtbildvorträge des Abbé Moigno an der Volkshochschule. Er wird kurz darauf dessen Gehilfe und erlernt von ihm den Beruf eines Lehrers. Seine Kurse sind stark besucht.[2]
Nach dem Tode seines Vaters im 1865 kehrt wieder in seine Heimatstadt Puy-en-Velay zurück um seine Mutter zu unterstützen. Dort studiert er in der Bibilothek seines Onkels weiter und hält öffentliche Kurse in der Heimatstadt ab. Hierbei präsentierte er auf einen großen Bildschirm die Effekte von auskristallisierenden Salzen. Später arbeitet er im Jahr 1870 an der Bebilderung des Buches Dictionnaire général des sciences théoriques et appliquées von Adolphe Focillon mit.[3]
Im Jahr 1876 beschließt er das Phenakistiscope und Zoetrope weiterzuentwickeln, so entstand schließlich das Praxinoskop. Im Dezember des Jahres 1877 kehrte er schließlich nach Paris zurück und meldete seine Erfindung am 21. Dezember 1877 zum Patent an.[4] Er heiratet am 21. Oktober 1879 in Paris Marguerite Rémiatte. Sie haben zwei Söhne, Paul (1880) und André (1882).[5]
Die erste Präsentation seiner Erfindung findet auf der Paris Exposition des Jahres 1878 statt. Schließlich verbesserte er später seine Erfindung und erweiterte sie zum Praxinoscope Théâtre. Im Jahr 1888 ließ er schließlich das Théâtre Optique patentieren. Im Jahr 1892 gelang es ihm einen festen Vertragspartner mit dem Musée Grevin in Paris zu gewinnen. Hier präsentierte er am 28. Oktober 1892 erstmals seine Filme Un bon bock, Pauvre Pierrot und Le clown et ses chiens einem staunenden Publikum. Das besondere an diesen Filmen war das sie nicht auf Filmmaterial gebannt wurden, sondern auf einem Streifenpapier präsentiert wurden. Hierbei wurden die Zeichnungen des Hintergrunds und des Vordergrundes auf separaten Laternen projiziert und überlagert.[6] Präsentiert wurde dieser jeweilige Film direkt von Reynaud, der immer wieder die Bilder manuell in die richtige Reihenfolge brachte, was auch den deutlichen Zeitunterschied zwischen heute und damals kennzeichnet.
Fortan entwickelte er seine Filmtechnik intensiver weiter und präsentierte regelmäßig neue Filme. So entstand in Zusammenarbeit mit den Clowns Footit and Chocolat im Jahr 1896 der Film Guillaume Tell. Trotz aller Anstrengung, konnte er sich nicht an die kommenden Entwicklungen in der Filmtechnik anpassen und so präsentierte er zum letzten Mal am 28. Februar 1900 seine Filme im Musée Grevin. Die Probleme haben eigentlich bereits im Jahr 1895 angefangen als die Brüder Lumière ihre ersten Filme auf Filmmaterial präsentieren konnten.[7] Auch das Chronophotographe eine Erfindung von Georges Demenÿ, machte ihm zu schaffen, da dieser ebenfalls seine konventionellen Filme im Musée Grevin präsentieren durfte.[8]
Von 1903 bis 1907 arbeitete er noch daran seine Erfindung in ein Stereocinema umzuwandeln, allerdings war ihm hierbei kein finanzieller Erfolg beschieden. Um diese Entwicklung zu finanzieren verkaufte nach dem Bankrott seiner Firma einen Teil seines Materials zum Kupfer- und zum Holzpreis.[9] Kurz vor seinem Tod im Januar 1918 litt er unter Depressionen und zerstörte das Théâtre Optique und warf die Streifenfilme in die Seine. Zuvor leidet er unter einer Lungenstauung kommt und am 29. März 1917 in ein Hospiz für Unheilbare in der Stadt Ivry. Er blieb dort bis zu seinem Tode am 9. Januar 1918.
Seine Filme[Bearbeiten]
Seine Filmkarriere begann mit einer längeren Bilderserie von der bis heute einige Streifen erhalten geblieben sind. Diese Bilderserie besteht aus drei Sérien, in der Beispielsweise Cellospielende Affen oder Formationen von Schleifen zu sehen sind.
Zu seinen wichtigsten Filmen gehören die bereits erwähnten Filme Un bon bock, Pauvre Pierrot und Le clown et ses chiens. Die Filme Un bon bock und Le clown et ses chiens gelten bis heute als verschollen. Der Zeichentrickfilm Pauvre Pierrot zeigt einen listigen Clown, der einen Nebenbuhler namens Pierrot vertreibt.
Im Jahr 1894 entstanden daneben noch die Filme Autour d'une cabine und Rêve au coin du feu. Während der erstgenannte erhalten geblieben ist und Gentleman beim Spannen zeigt, gilt der Film Rêve au coin du feu als verschollen. 1896 arbeitete er mit dem Clowns Footit and Chocolat für den Sketch Guillaume Tell zusammen. Auch dieser Film wurde bis heute nicht aufgefunden.
Seine Erfindungen[Bearbeiten]
- Das Praxinoskop von 1876 zeigt Animation im Kreise über einen Spiegelkranz in der Mitte. Er verbessert es weiterhin.
- Das Spielzeug-Praxinoskop von 1877 ist ein kleines Praxinoskop, dessen Animation für Kinder nur acht Zeichnungen enthält.
- Das Theater-Praxinoskop von 1879 erlaubt es einem Betrachter, eine sich wiederholende Animation in fester Ausstattung zu sehen.
- Das Projektionspraxinoskop von 1880 ermöglicht die Darstellung einer sich wiederholenden Animation in einem festen Dekor auf einem Bildschirm.
- Das optische Theater von 1889 lässt die Projektion von Animationen unterschiedlicher Längen und Dauer in festem Dekor zu, und zwar via zwei Zauberlaternen. Im Musée Grévin wurde Reynaud am Piano von Gaston Paulin begleitet, der die Musiken komponierte.
- Das Stereocinema von 1907 erzielte bewegte Fotografien im Relief.
Literatur und weitere Quellen[Bearbeiten]
- Dominique Auzel: Émile Reynaud et l'image s'anima. Biographie mit Farbfotografien. Editions du May, 1992 (ISBN 2-906450-72-3); mit Schwarz-Weiß-Fotografien, Dreamland éditeur, 2000 (ISBN 2-910027-37-6)
- Herbert Birett: Stummfilm-Musik. Materialsammlung. Berlin: Deutsche Kinemathek 1970
- Herbert Birett: Lichtspiele. Der Kino in Deutschland bis 1914. München: Q-Verlag 1994
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ http://www.victorian-cinema.net/reynaud
- ↑ Dominique Auzel: Émile Reynaud et l'image s'anima. Biographie mit Farbfotografien. Editions du May, 1992 (ISBN 2-906450-72-3); mit Schwarz-Weiß-Fotografien, Dreamland éditeur, 2000 (ISBN 2-910027-37-6)
- ↑ Dominique Auzel: Émile Reynaud et l'image s'anima. Biographie mit Farbfotografien. Editions du May, 1992 (ISBN 2-906450-72-3); mit Schwarz-Weiß-Fotografien, Dreamland éditeur, 2000 (ISBN 2-910027-37-6)
- ↑ http://www.victorian-cinema.net/reynaud
- ↑ Dominique Auzel: Émile Reynaud et l'image s'anima. Biographie mit Farbfotografien. Editions du May, 1992 (ISBN 2-906450-72-3); mit Schwarz-Weiß-Fotografien, Dreamland éditeur, 2000 (ISBN 2-910027-37-6)
- ↑ http://www.victorian-cinema.net/machines#theatreoptique
- ↑ http://www.victorian-cinema.net/reynaud
- ↑ http://www.victorian-cinema.net/reynaud
- ↑ Dominique Auzel: Émile Reynaud et l'image s'anima. Biographie mit Farbfotografien. Editions du May, 1992 (ISBN 2-906450-72-3); mit Schwarz-Weiß-Fotografien, Dreamland éditeur, 2000 (ISBN 2-910027-37-6)
Personendaten | |
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NAME | Reynaud, Émile |
ALTERNATIVNAMEN | Reynaud, Charles-Émile |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Fotograf, Zeichner und Französischlehrer |
GEBURTSDATUM | 8. Dezember 1844 |
GEBURTSORT | Montreuil |
STERBEDATUM | 9. Januar 1918 |
STERBEORT | Ivry-sur-Seine |