Der Spalt – Gedankenkontrolle
Filmdaten | |
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Originaltitel | Der Spalt – Gedankenkontrolle |
Produktionsland | Deutschland |
Originalsprache | Deutsch |
Erscheinungsjahr | 2014 |
Länge | 101 Minuten |
Altersfreigabe | FSK 16 |
Stab | |
Drehbuch | Kim Schicklang |
Produktion | Christina Schieferdecker |
Musik | Jens Hürkamp, Fabian Schaller, Kim Schicklang |
Kamera | Christian Butz |
Schnitt | Kim Schicklang |
Besetzung | |
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Der Spalt – Gedankenkontrolle ist ein deutscher Spielfilm von Kim Schicklang aus dem Jahr 2013, der die totale Isolation und die Stigmatisierung einer jungen transsexuellen Frau aus der Betroffenenperspektive darstellt.[1] Der Film läuft seit 2014 in deutschen Kinos.[2]
Inhaltsverzeichnis
Handlung[Bearbeiten]
Alex wurde einem Geschlecht zugeordnet, das für sie falsch ist. Denn sie ist eine junge Frau. Ihre Papiere sagen jedoch etwas anderes aus. Sie gilt deshalb juristisch als zugewiesen männlich. Auch wenn das für Alex falsch ist und sie diese männliche Rolle zu keiner Zeit ausgefüllt hat wird sie von ihrer Umgebung als Mensch gehänselt, der etwas anderes sein möchte. Frauen wie sie gibt es in dieser Welt, in der sie leben muss, eigentlich nicht.
Ebendiese Welt ist quasi kein gesellschaftlich utopisches Idealbild in dem Menschen einfach so belassen und akzeptiert werden wie sie sind. Es handelt sich hier vielmehr um das Gegenbild zu einer Utopie, einer Dystopie, in der Alex zu keiner Zeit als die junge Frau die sie ist akzeptiert wird. In dieser dystopischen Umgebung gelten transsexuelle Menschen wie Alex als geschlechtlich nicht integer. Und deshalb muss Alex immer an ihre Grenzen stoßen. Nicht weil sie anders sein möchte sondern sie ist einfach nicht gleich.
Irgendwo in einer ganz normalen Hochhausgegend, wo quasi alles gleich aussieht, lebt diese 20-jährige Alex zusammen mit ihrer arbeitslosen Mutter. Kein ganz normaler Frauenhaushalt. Die Mutter hofft jeden Tag auf eine neue berufliche Perspektive. Alex lebt auf Grund ihrer geschlechtlichen Situation noch perspektivlos. Sie ist Außenseiterin und wird von ihrem sozialen Umfeld wie Deko behandelt. Sogar ihre lesbischen Klassenkameradinnen aus ihrer Schule missachten sie, denn anders als sie ist sie auch noch ohne Peergroup. Alex verabscheut dieses Lerngefängnis namens Schule, in dem es Menschen wie sie per definitionem nicht geben darf.
Eines Morgens, als Alex mal wieder zur Schule gehen muss, begegnet ihr auf ihrem Schulweg ein Fotoreporter. Sein Name ist Christian Seltsam und er möchte von dieser, wie er meint, schönen Frau unbedingt ein Foto knipsen. „Hallo! Schöne Frau!“, ruft er ihr hinterher. Die ansonsten derart im Abseits stehende Alex ist mit dieser, für sie vollkommen neuen Situation restlos überfordert. Wer nimmt sie denn schon normalerweise wahr als der Mensch, der sie ist? Doch genau an dieser Stelle beginnt die Geschichte von Alex und Christian, die sich im Laufe des Films noch viel näher kennenlernen werden. Auch dieser Christian ist irgendwie anders oder vielmehr speziell, denn er ist der einzige Mensch neben Frau Müller, der sie wahrnimmt. Wenngleich es mit Alex aus Christians Perspektive nicht auf Anhieb klappt und auch nicht immer so ganz einfach ist, schon gar nicht im Bett, bleibt er bei ihr. Er möchte ihr helfen, denn er kennt da so einen Psychologen. Alex geht auf sein Angebot ein.
Hintergrund[Bearbeiten]
Der Spalt ist ein dystopisches Drama über eine Welt, in der geschlechtliche Normung zur Staatsdoktrin erklärt wurde. Der Film beschäftigt sich mit Selbstfindung, erster Liebe und geschlechtlicher Vielfalt in einer kafkaesken Umgebung. Eine transsexuelle Frau, die den geschlechtlichen Normen nicht entspricht, findet sich in der Situation wieder, als nicht-existent erklärt zu werden. Gerade Medien spielen in der „diskursiven Kontrolle“ normvarianter Menschen eine bedeutende Rolle.[3] Sowohl Intro als auch Outro des Filmes nehmen auf diesen Ausgrenzungscharakter Bezug. So heißt es: „Stell dir vor, die Menschen behaupten, dass du nicht existierst. Glaubst du dann den Menschen. Oder dir selbst?“[4] Die Dreharbeiten fanden im Jahr 2013 in Stuttgart statt.[5] Die inoffizielle Vorpremiere fand im April 2014 in der Hochschule der Medien in Stuttgart statt. Das erste Mal der Öffentlichkeit vorgestellt wurde Der Spalt im Juni 2014 im Rahmen der Stuttgarter Filmnacht im Cinemaxx in Stuttgart. Die Premiere fand im Juli 2014 im Kino Atelier der Arsenal Kinos in Tübingen statt. Seitdem wird Der Spalt sowohl in Kinos als auch an Hochschulen als Beitrag zum Thema Sexuelle Vielfalt gezeigt.
Die Regisseurin ist ausgebildete Filmemacherin und Rundfunkjournalistin (u.a. BLM-Hörfunk-Preis); als Vorsitzende einer einschlägigen NGO setzt sie sich für die Rechte transsexueller Menschen ein und begleitet unter anderem die UN-Ausschussitzungen zur UN-Konvention zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (CEDAW), Sozialpakt und UPR mit Menschenrechtsberichten und Oral Statements.[6]
Kritiken[Bearbeiten]
Das Stuttgarter Magazin Lift bezeichnet den Film als „professionell umgesetztes Low-Budget-Projekt“, das einen authentischen Einblick in die Welt abseits von Geschlechtergrenzen gebe. Der Film sei eine Mahnung an die „Oberflächlichkeit unserer Geschlechterstereotype“.[7]
„Das (ungewöhnliche) philosophische Thriller-Drama Der Spalt setzt sich mit weltanschaulichen Fragen auseinander und zitiert dabei Werke verschiedener Denker: Wittgenstein, Markuse, Fromm, Sartre, Foucault sowie Hannah Arendt. Zugleich setzt der unabhängig produzierte Film Stuttgart als Leinwand-Neuland zur Schau: ästhetisch, von brutalem Beton sowie entrückter Natur geprägt – einfach außergewöhnlich.“
Weblinks[Bearbeiten]
- Der Spalt: Offizielle Seite zum Film
- Der Spalt – Gedankenkontrolle in der Internet Movie Database (englisch)
- Der Spalt – Gedankenkontrolle bei crew united
- Der Spalt in der Filmreihe homochrom
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ IMDB. Abgerufen am 15. Dezember 2014.
- ↑ Transsexualität als Filmstoff. Mittelbayerische Zeitung, 5. Dezember 2014, abgerufen am 12. Dezember 2014.
- ↑ Vgl. Hans Krah: Bilder von Transsexuellen - Menschenbilder?, in: Grimm/Capurro: Menschenbilder in den Medien - Ethische Vorbilder (Schriftenreihe Medienethik, Bd 1), Wiesbaden 2002, S.111-122.
- ↑ Presseheft zum Film, S. 3. Abgerufen am 15. Dezember 2014.
- ↑ Radiointerview mit Kim Schicklang. SWR2, 18. Juni 2014, abgerufen am 12. Dezember 2014.
- ↑ Eberhard-Schultz-Stiftung für soziale Menschenrechte und Partizipation fördert die Aktion Transsexualität und Menschenrecht. Abgerufen am 15. Dezember 2014.
- ↑ Der Spalt. Lift, abgerufen am 15. Dezember 2014.
- ↑ Homochrom, abgerufen am 15. Dezember 2014