Emil Jannings

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Rückkehr Emil Jannings’ aus Amerika, 1929

Emil Jannings, eigentlich Theodor Friedrich Emil Janenz (* 23. Juli 1884 in Rorschach, Schweiz; † 2. Januar 1950 in Strobl, Österreich), war ein deutscher Schauspieler. Er erhielt den ersten Oscar überhaupt und ist gleichzeitig der bislang einzige Deutsche, der als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet wurde.

Lebenslauf[Bearbeiten]

Emil Jannings in dem Stück "Weh dem, der lügt aus dem Jahr 1919
Emil Jannings (2. v. r.) neben Propagandaminister Goebbels (3. v. r.) im Jahr 1938 in St. Wolfgang im Salzkammergut

Emil Jannings war der Sohn des US-amerikanischen Kaufmanns Emil Janenz und dessen Ehefrau Margarethe (geb. Schwabe), aus einer jüdisch-russischen Familie. Er kam im schweizerischen Rorschach am Bodensee zur Welt.[1] Er wuchs als deutscher Staatsbürger in der Schweiz sowie in Leipzig und Görlitz auf und verließ das Gymnasium ohne Abschluss. Er arbeitete ein Jahr als Schiffsjunge, nachdem seine Mutter ihm verboten hatte Schauspieler zu werden. Sie erlaubte ihm nach seiner Rückkehr in Deutschland ein Schauspielvolontariat am Theater in Görlitz zu beginnen. Dort wurde ihm allerdings fehlendes Talent bescheinigt. Er beschloss sich mehreren Wanderbühnen anzuschließen und bereiste den gesamten deutschen Sprachraum in der Zeit von 1901 bis 1908. Sein erstes festes Engagement erhielt am Stadttheater Glogau, Niederschlesien. 1915 zog es ihn nach Berlin, hier eroberte er sein Publikum und konnte einen festen Vertrag mit dem Deutschen Theater Berlin bekommen. Ein Jahr zuvor erhielt er in dem Film Im Schützengraben seine erste Filmrolle.

Er wurde unter der Regie von Max Reinhardt zum Charakterdarsteller, der unter anderem mit Ernst Lubitsch zusammenarbeitete. Sie kamen mit bekannten Persönlichkeiten wie der Berliner Gesellschaftsfotografin Frieda Riess in Kontakt, die Portraitaufnahmen von ihnen anfertigte. 1918 spielte er am Königlichen Schauspielhaus in Berlin den Dorfrichter Adam in Heinrich von Kleists Der zerbrochne Krug. Mit diesem Rollenporträt feierte Jannings einen seiner größten Bühnenerfolge.

Seine ersten Arbeiten beim Film entsprachen nicht seinen künstlerischen Vorstellungen, da der der Stummfilm nicht auf seine vielseitige Stimme zurückgreifen konnte.[2] Die Rollenangebote der UFA waren ihm trotzdem eine wichtige Geldquelle und er konnte internationalen Ruhm mit Filmen wie Die Augen der Mumie Ma oder Madame Dubarry gewinnen. 1924 verhalfen ihm die Filme 'Der letzte Mann und Varieté zum Titel Bester Schauspieler der Welt und zu einem lukrativen Vertrag mit Paramount.

Sein erster amerikanischer Film Der Weg allen Fleisches wurde zu einem großen finanziellen Erfolg und verhalf ihm zum ersten Oscar der Filmgeschichte. Emil Jannings spielte ein Jahr später in dem Film Sein letzter Befehl die Hauptrolle. Bei den Dreharbeiten kam zu zahlreichen Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und dem Regisseur Josef von Sternberg. Es folgten Filme wie The Street of Sin die, die Erwartungen des Studios nicht erfüllen konnten. Zusammen mit Ernst Lubitsch drehte er den Film Der Patriot.

Richtig glücklich war Jannings in Amerika allerdings nicht, nach der Einführung des Tonfilms fand er beim amerikanischen Publikum keinen Anklang mehr und kehrte 1929 nach Deutschland zurück. Josef von Sternberg konnte ihn für die Dreharbeiten für den Tonfilm Der blaue Engel gewinnen. Die neuerliche Zusammenarbeit der beiden Streithähne war der gemeinsamen Freundschaft von Schauspieler und Regisseur mit Vollmoeller geschuldet, der als Leiter des Drehbuch­teams fungierte.

Es folgten in Deutschland zahlreiche Filme unter anderem der Film Liebling der Götter oder Stürme der Leidenschaft.

Nach 1933 gehörte er zum festen Bestandteil der NS-Propagandafilm-Politik. Er übernahm die Hauptrolle in dem Film Ohm Krüger. Er übernahm die Rolle von Otto von Bismarck in dem Film Die Entlassung oder die von Robert Koch in dem Film Robert Koch, der Bekämpfer des Todes[3]

Sein Lieblingsprojekt Der zerbrochene Krug wurde von den Kritikern als abgefilmte Bühnenaufführung zerrissen. Für den Film forderte Emil Jannings von Propagandaminister Joseph Goebbels einen Zuschuss von 200.000 Reichsmark im Voraus an. Hierzu vermerkte Goebbels am 15. Juli 1937 in seinem Tagebuch:

„Jannings will »Zerbrochenen Krug« verfilmen. Mit Kleistscher Sprache. Ein sehr gewagtes Experiment. Aber Jannings wird schon aufpassen. 200 000 Mk Zuschuß im voraus lehne ich ab. Kimmich hat ein Manuskript geschrieben. Es ist gar nicht so schlecht. Im Gegenteil sehr gut.“[4]

Der Film entstand im Zeitraum von August bis September des Jahres 1937. Am 19. Oktober 1937 feierte der Film im Ufa-Palast am Zoo in Berlin seine Premiere. Joseph Goebbels war nicht von diesem Film begeistert, im Gegenteil in seinem Tagebuch vermerkte er über die Premiere folgendes:

„Ich gehe Jannings zuliebe hin, der sonst schwermütig wird. Und wegen Funk und Winkler, die an das Geschäft denken. Eine große Premiere! Aber der Film wird trotz anfänglicher großer Bereitschaft des Publikums wie zu erwarten ausgesprochen flau aufgenommen. Es ist photographiertes Theater, aber kein Filmkunstwerk. Jannings hat auf meine Ratschläge nicht hören wollen. Nun bezahlt er das mit einer schweren Schlappe. Er muß nun viel arbeiten und leisten, um das wieder gutzumachen.“[5]

Im Gegensatz zu Göbbels mochte Adolf Hitler den Film so sehr, dass er befahl den Film stärker in den Kinos zu präsentieren, aus diesem Grund wurden 35 weitere Filmkopien angefertigt.[6]

1943 konnte er mit Altes Herz wird wieder jung seinen letzten Spielfilm vollenden. Sein Projekt Wo ist Herr Belling? hingegen wurde durch das Ende des zweiten Weltkrieges nicht vollendet. Er erhielt von den Alliierten nach dem Ende des Krieges ein lebenslangen Auftrittsverbot für seine Nähe zum Naziregime.[7]

Privatleben[Bearbeiten]

Er war mit Hanna Ralph (1888–1978) in erster Ehe verheiratet. In zweiter Ehe war er mit Lucie Höflich (1883–1956) verheiratet.[8] 1923 heiratete er die Schauspielerin und Diseuse Gussy Holl (1888–1966).[9] Kurz vor seinem Tod trat er vom evangelischen zum katholischen Glauben über, um in Sankt Wolfgang im Salzkammergut bestattet werden zu können. Dies war laut seiner Ehefrau sein letzter Wille.[10] Jannings starb 1950 in seinem Haus an Leberkrebs[11]; sein Grab befindet sich auf dem Friedhof in Sankt Wolfgang.[12]

Filmografie[Bearbeiten]

Auszeichnungen[Bearbeiten]

Jannings’ Stern auf dem Boulevard der Stars (2011)

Jannings wurde außerdem mit einem Stern auf dem Hollywood Walk of Fame geehrt.[13]

Literatur[Bearbeiten]

  • Frank Noack: Jannings. Der erste deutsche Weltstar (= Collection Rolf Heyne). Heyne, München 2012, ISBN 978-3-89910-536-0 (Zahlreiche Abbildungen und ausführliche Filmografie).
  • Carl Zuckmayer: Sonderfälle, teils positiv, teils negativ. In: Carl Zuckmayer: Geheimreport. Herausgegeben von Gunther Nickel und Johanna Schrön. 3. Auflage. Wallstein-Verlag, Göttingen 2002, ISBN 3-89244-599-0, S. 136–145, passim.
  • Emil Jannings: Theater, Film – Das Leben und ich. Autobiographie. Bearbeitet von C. C. Bergius. Zimmer & Herzog, Berchtesgaden 1951 (postum).
  • Herbert Ihering: Emil Jannings. Baumeister seines Lebens und seiner Filme. Hüthig, Heidelberg u. a. 1941.

Weblinks[Bearbeiten]

Commons Commons: Emil Jannings– Medien zum Thema

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Roman Rocek: Die neun Leben des Alexander Lernet-Holenia. Eine Biographie. Böhlau, Wien u. a. 1997, ISBN 3-205-98713-6, S. 186.
    Frank Noack: Jannings. Der erste deutsche Weltstar. 2012.
  2. Gerhard Lamprecht: Deutsche Stummfilme 1913–1914. Deutsche Kinemathek e. V., Berlin 1969, S. 526.
  3. Niels Martens: Robert Koch – Bekämpfer des Todes. uni-kiel.de
  4. Ralf Georg Reuth (Hrsg.): Joseph Goebbels Tagebücher Band 3: 1935-1939, Piper Verlag München 1999, S. 1101
  5. Ralf Georg Reuth (Hrsg.): Joseph Goebbels Tagebücher Band 3: 1935-1939, Piper Verlag München 1999, S. 1144-1145
  6. Filmkundliche Mitteilungen, Wiesbaden, September 1970, laut Karlheinz Wendtland: Geliebter Kintopp. Jahrgang 1937 und 1938, Verlag Medium Film Karlheinz Wendtland, Berlin 2. Aufl. 1988, S. 92
  7. Michaela Kipp: Emil Jannings. Tabellarischer Lebenslauf im LeMO (DHM und HdG)
  8. Rolf BadenhausenJannings, Emil. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, ISBN 3-428-00191-5, S. 337 f. (Digitalisat).
  9. Peter Broucek: Ein General im Zwielicht. Die Erinnerungen Edmund Glaises von Horstenau. Band 2. Hermann Böhlaus Verlag, 1983, S. 517 (Anmerkungen).
  10. Rubriken: Emil Jannings. In: Der Spiegel. Nr. 1, 1950 (spiegel.de).
  11. Was war am 02. Januar 1950. chroniknet.de, abgerufen am 22. Januar 2018.
  12. Klaus Nerger: Emil Jannings. knerger.de, abgerufen am 22. Januar 2018.
  13. Emil Jannings. The Hollywood Walk of Fame, abgerufen am 22. Januar 2018 (englisch).