Gullivers Reisen (1939)
Filmdaten | |
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Deutscher Titel | Gullivers Reisen |
Originaltitel | Gulliver’s Travels |
Produktionsland | USA |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahr | 1939 |
Länge | 76 Minuten |
Altersfreigabe | FSK 0[1] |
Stab | |
Regie | Dave Fleischer |
Drehbuch | Dan Gordon Cal Howard Tedd Pierce Edmond Seward Isadore Sparber Jonathan Swift (Autor des Buches Gullivers Reisen) |
Produktion | Max Fleischer |
Musik | Victor Young Ralph Rainger Al Neiburg Winston Sharples Sammy Timberg |
Kamera | Charles Schettler |
Gullivers Reisen ist ein US-amerikanischer abendfüllender Zeichentrickfilm aus dem Jahr 1939. Der Film stellt den ersten finanziell erfolgreichen Zeichentrickfilm in einer abendfüllenden Länge dar, der nicht von Walt Disney produziert wurde. Der Film wurde stattdessen von den Fleischer Studios in Kooperation mit Paramount Pictures produziert. Veröffentlicht wurde der Film von Paramount Pictures am 22. Dezember 1939.[2] Der Film ist heute nach amerikanischem Recht ein Public Domain-Titel.[3]
Inhaltsverzeichnis
Handlung[Bearbeiten]
Im Jahr 1699 kentert ein englisches Schiff während eines Sturms. Der einzige Überlebende dieses Schiffes war Lemuel Gulliver, der erschöpft und ohnmächtig an einem unbekannten Strand landet. Dort wird er von dem Stadtbüttel Pepi entdeckt. Im Gegensatz zu Gulliver ist Pepi gerade zu winzig. Pepi rast zum Schloss von König Liliput und alarmiert währenddessen das ganze Königreich.
Währenddessen verhandelt König Liliput mit König Bombo über die Hochzeit zwischen Prinzessin Gloria und Prinz Unverzagt. Eigentlich ist alles für die Hochezeit arrangiert, nur über das Lied, dass während der Hochzeit gesungen wird, sind sich die beiden Könige nicht einig. Während Liliput das Lied Faithful bevorzugt, möchte König Bombo lieber das Lied Forever hören. Während der Prinz und die Prinzessin ihre Zeit genießen, beginnt erbitterter Streit zwischen den beiden Königen. König Bombo geht schließlich soweit, dass er König Liliput deshalb den Krieg erklärt. König Bombo verlässt mit seinem Sohn den Palast und beauftragt drei Spione damit die Geschehnisse vor Ort zu beobachten und die Taten des Königs zu blockieren.
Kurz nach dieser Kriegserklärung platzt Pepi den Thronsaal des Königs und informiert ihn über den Riesen, den er am Strand gefunden hat. Er erhält die Erlaubnis sämtliche Bewohner des Königsreich zusammenzutrommeln und den Riesen zu fangen. Sie binden ihn mit vielen Schnürren fest bringen zum Palast des Königs.
Als Gulliver erwacht stellt er sich in den Dienst des Königs. Da Gulliver größer und stärker ist die Bewohner des Landes wird das Angebot sofort angenommen. Schließlich startet König Bombo den ersten Angriff vom Meer aus. Als sie Gulliver erblicken, fliehen sie vor diesem Riesen. Als am Abend dieser Sieg gefeiert wird, stehlen die Spione von König Bombo die Pistole von Lemuel Gulliver und überlegen sich wie sie diese gegen den Riesen einsetzen können.
Einige Zeit später erfährt Gulliver von Prinzessin Gloria und Prinz Unverzagt warum dieser Krieg überhaupt begonnen wurde und schlägt vor, diese beiden Lieder einfach zu vereinen. Das verliebte Paar ist von dieser Idee begeistert. Allerdings gibt König Bombo die Erlaubnis den Riesen zu töten. Aus diesem Grund versuchen die Spione einen Mordanschlag auf Lemuel Gulliver zu verüben, der gründlich schiefgeht. Trotzdem behaupten sie, dass der Riese von ihnen umgebracht wurde.
Das Königreich von Bombo greift das Königreich von Liliput an und Lemuel Gulliver versucht das Leben der Prinzessin und des Prinzen zu schützen, was ihm auch in letzter Minute gelingt. Schließlich singen beide gemeinsam die Version von Faithful Forever, die eine völlig neue Version beider Nationalhymnen darstellt.
Nach der Beendigung des Krieges kann endlich Hochzeit gefeiert werden und Lemuel Gulliver erhält von den beiden Königen ein neues Schiff mit dem er die Insel verlässt unter den Tränen beider Königreiche verlässt.
Hintergrundinformationen[Bearbeiten]
Das erste Disney-Meisterwerk Schneewittchen und die sieben Zwerge war damals mit einem internationalen Ergebnis von 7.846.000 US-Dollar, so erfolgreich das sein Einspielergebnis einen Eintrag in der Liste der Historischen erfolgreichsten Filme erzielen konnte.[4] Dieser Erfolg brachte Paramount Pictures auf die Idee selbst einen Zeichentrickfilm produzieren zu lassen. Den Film sollten die Fleischer Studios in die Tat umsetzen, weder Max noch Dave Fleischer dachten zu diesem Zeitpunkt daran einen abendfüllenden Zeichentrickfilm zu produzieren.[5] Sie waren damals allerdings ein großer Konkurrent der Walt-Disney-Studios was den Themenbereich Cartoons betraf, der schon einige Jahre mit Paramount erfolgreich zusammenarbeitete.[6] Das Studio hatte mit Farbcartoons wie Poor Cinderella mit Betty Boop einige Erfolge feiern können.
Ursprünglich versuchten die Fleischer Studios bereits im Vorfeld abendfüllende Zeichentrickfilme zu produzieren, allerdings war Paramount Pictures ein sehr kostensparender Partner, der sein Geld lieber in sichere Erfolge wie die Cartoons mit Betty Boop oder Popeye steckte. Über die Veröffentlichung von Gullivers Reisen ist folgendes Originalzitat sehr bezeichnend:
„Many people had made the assumption that because Disney had a hit with Snow White that Fleischer tried to ape Disney with Gulliver’s Travels two years later, but they had been trying much earlier.“
Paramount Pictures gelang es die Fleischer Studios mit einem Umzug von New York nach Miami Beach, Florida, für diese Idee zu gewinnen, da Streiks viele Abgabetermine für die Veröffentlichung von Cartoons sabotiert haben und dort auf sie ein neues Studio wartete. Ursprünglich wurde ein Budget für den Film von 500.000 US-Dollar angedacht, allerdings mussten insgesamt 1,4 Millionen aufgewendet werden.[8]
Das Buch Gullivers Reisen war eines der Lieblingsbücher von Max Fleischer und so entschied man sich für diese Geschichte. Die Arbeiten an dem Film begannen im Frühjahr des Jahres 1938 hierfür wurde das Personal von 200 auf 700 Mitarbeiter aufgestockt. Am Film beteiligten sich unter anderem die Disney-Zeichner Grim Natwick, Al Eugster, Frank Smith und James Culhane. Der Film sollte Weihnachten 1939 in die Kinos kommen. Dieser Veröffentlichungstermin erforderte einen großen Zeitdruck.
Um Lemuel Gulliver das Leben einzuhauchen wurde die Technik der Rotoskopie verwendet. Die Menschliche Hauptrolle wurde somit von Sam Parker nicht nur synchronisiert sondern auch, gespielt. Sämtliche Begegnungen von Gulliver wurden somit auch von ihn ausgeführt und mit dieser Technik in Zeichentrickform umgesetzt. Für die Rolle von Pepi wurde in der amerikanischen Fassung der Disney-Synchronsprecher Pinto Colvig engagiert, der damals Disney im Streit verließ.[9]
Für die Umsetzung in einen abendfüllenden Zeichentrickfilm musste das Original von Jonathan Swift umgearbeitet werden. Aus der im Buch satrisch angelegten und umfangreichen Sozialhierarchie Liliputs wurde schließlich eine ganz einfache Monarchie. Der Film sollte ein breit zugänglichen Familienfilm, der ein soziale Botschaft vermittelt. Deshalb sollten die beiden Völker am Ende die Torheit ihres Kriegs einsehen und Frieden schließen.[10]
Synchronisation[Bearbeiten]
Der Film erhielt 1949 eine deutsche Synchronisation von dem Synchronisationstudio MPEA (Motion Picture Export Association). Das deutsche Dialogbuch verfassten Herbert Kroll und Ernst Penzoldt, für die Dialogregie war Max Michel zuständig.[11]
Rolle | Englische Sprecher | Deutsche Sprecher |
---|---|---|
Lemuel Gulliver | Sam Parker | Paul Klinger |
Prinzessin Gloria | Jessica Dragonette | Magda Hain |
Prinz Unverzagt | Jack Mercer (Dialog) Lanny Ross (Gesang) |
Franz Klarwein |
Pepi | Pinto Colvig | Erwin Bootz |
König Liliput | Jack Mercer | Anton Reimer |
König Bombo | Tedd Pierce | Bum Krüger |
Soundtrack[Bearbeiten]
- "Faithful/Forever" (Musik: Ralph Rainger, Text: Leo Robin)
- "I Hear a Dream (Come Home Again)" (Musik: Ralph Rainger, Text: Leo Robin)
- "We're All Together Now" (Musik: Ralph Rainger, Text: Leo Robin)
- "Bluebirds in the Moonlight (Silly Idea)" (Musik: Ralph Rainger, Text: Leo Robin)
- "All's Well" (Musik: Ralph Rainger, Text: Leo Robin)
- "It's a Hap-Hap-Happy Day" (Musik und Text: Sammy Timberg, Al Neiburg und Winston Sharples)
Die Lieder "All's Well", "It's a Hap-Hap-Happy Day" und "Faithful Forever" wurden später Standardstücke die immer wieder verwendet wurden. Auch das Nachfolgestudio Famous Studios übernahm diese Stücke für ihre Cartoons. Das "I Hear a Dream" wurde ebenfalls sehr populär.[12]
Erfolg und Auszeichnungen[Bearbeiten]
Gullivers Reisen wurde 1940 für zwei Oscars nominiert. Die erste Nominierung war für Komponisten Victor Young für die beste Filmmusik. Die zweite war für die Liedtexter Ralph Rainger und Leo Robin für das im Film verwendete Lied Faithful Forever als bester Song.
Die Uraufführung fand am 18. November 1939 im Sheridan Theater in Miami Beach statt. Die erste Woche der Aufführung des Films war regelmäßig ausverkauft. Das Colony Theatre in Miami bot zur Filmaufführung ein exklusiven Dinners, diese Tickets wurden für 100 US-Dollar verkauft. Nach 20. Dezember 1939 wurde der Film in den ganzen USA vermarktet und ein kommerzieller Erfolg. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Film am 29. Juli 1949 in Westdeutschland aufgeführt.
Der Film wurde so erfolgreich, dass Paramount Pictures einen zweiten Film in Auftrag gab. Dieser Film war Hoppity kommt zurück, der lose auf dem populären Buch The Life of the Bee von Maurice Maeterlinck basierte. Hoppity konnte allerdings nicht mehr an den Erfolg von Gullivers Reisen anknüpfen.[13]
Ein weiterer Teil des Erfolges war das Pepi unter seinem richtigen Namen Gabby eine eigene Cartoonreihe erhalten hat. Daneben wurde auch die Cartoonreihe Animated Antics produziert, die das Leben der drei Spione und deren Taube mit dem Namen Sneak, Snoop und Snitch präsentierte.
Kritiken[Bearbeiten]
Walt Disney äußerte sich negativ über den Film und sagte:
„We can do better than that with our second-string animators.“
Das Lexikon des Internationalen Films schreibt über den Film:
„1726 ursprünglich als politische Satire geschrieben, wurde aus Jonathan Swifts Roman im Laufe der Zeit ein Klassiker der Kinder- und Jugendliteratur. Dieser diente als Vorlage zu einem Zeichentrickfilm, der mit viel skurrilem Witz, Humor und Ideenreichtum gestaltet wurde. Trotz einiger kitschiger Szenen immer noch eine liebenswerte Unterhaltung.[15]“
Literatur[Bearbeiten]
- Michael Barrier: Hollywood Cartoons: American Animation in Its Golden Age. Oxford University Press, Oxford 1999, ISBN 0-19-516729-5.
- Leslie Cabarga: The Fleischer Story. DaCapo Press, New York 1988, ISBN 0-306-80313-5.
- Leonard Maltin: Of Mice and Magic: A History of American Animated Cartoons. New American Library, New York 1987, ISBN 0-452-25993-2.
Weblinks[Bearbeiten]
- Gullivers Reisen (1939) in der Internet Movie Database (englisch)
- Gulliver’s Travels (kompletter Film auf englisch) im Internet Archive
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ Freigabebescheinigung (PDF; 32 kB) der FSK
- ↑ Toonopedia: Max Fleischer Studio
- ↑ Gulliver’s Travels im Internet Archive
- ↑ Maltin, Leonard (1980, rev. 1987). Of Mice and Magic: A History of American Animated Cartoons. New York: Plume. S. 57. ISBN 0-452-25993-2.
- ↑ Leslie Cabarga: The Fleischer Story. DaCapo Press, New York 1988, ISBN 0-30680313-5.
- ↑ http://www.toonopedia.com/fleischr.htm
- ↑ http://www.newsarama.com/2685-fleischer-in-florida-part-1-gulliver-s-travels.html
- ↑ http://www.newsarama.com/2685-fleischer-in-florida-part-1-gulliver-s-travels.html
- ↑ http://www.duckipedia.de/index.php5?title=Pinto_Colvig
- ↑ Leslie Cabarga: The Fleischer Story. DaCapo Press, New York 1988, ISBN 0-30680313-5, S. 149.
- ↑ Synchron-Forum: GULLIVERS REISEN (USA 1939/DF 1949), abgerufen am 19. Februar 2012.
- ↑ Music: January Records - TIME
- ↑ Barrier, Michael (1999). Hollywood Cartoons. New York: Oxford University Press. Pgs. 303-305. ISBN 0-19-516729-5.
- ↑ Trivia for Gulliver's Travels in der Internet Movie Database.
- ↑ Zweitausendeins.de: Gullivers Reisen (1939)