Nosferatu – Phantom der Nacht

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Nosferatu – Phantom der Nacht ist Werner Herzogs Vampirfilm aus dem Jahr 1979, der auf dem Roman Dracula basiert und eine Hommage an Friedrich Wilhelm MurnausNosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ darstellt.

Handlung[Bearbeiten]

Kleidungsstücke von Dracula

Jonathan Harker lebt zusammen mit seiner Ehefrau Lucy in der Stadt Wismar des 19. Jahrhunderts. Lucy Harker hat seit einiger Zeit Alpträume und gruselige Visionen von der Zukunft. Am gleichen Morgen erhält er von seinem Vorgesetzten Renfield den Auftrag nach Transsilvanien zu reisen, um dort mit Graf Dracula über den Verkauf eines verfallenen Hauses zu verhandeln. Er soll noch am selben Tag abreisen und bespricht sich mit seiner Frau, die ihn eindringlich vor der Reise warnt.

Nach einer vierwöchigen Reise in die Karpaten, erreicht Jonathan einen Gasthof und erzählt davon, dass er geschäftlich mit Graf Dracula zu tun hätte. Die Wirtsleute und Zigeuner, die sich in der Nähe vom Schloss des Grafen befinden, warnen ihn vor diesem Geschäft. Eine Wirtin übergibt ihm ein Kreuz und ein Buch über Vampire. Da er keine Transportmöglichkeit findet, beschließt er zum Schloss des Grafen zu wandern. Auf halber Strecke wird er von einem Kutscher abgeholt und zum Schloss gebracht.

In dieser Nacht wird Jonathan von Dracula empfangen und beköstigt. Dracula macht auf Jonathan einen verwirrenden Eindruck. Er wirkt von den Kleinigkeiten des Alltags genervt und lauscht der Musik der Wölfe. Die Verhandlungen verlaufen sehr unproblematisch, da Dracula ein Bildnis von Jonathans Ehefrau in die Hände fällt. Er unterzeichnet den Kaufvertrag und beißt Jonathan kurz vor dem Schlafgehen in den Hals. Während Jonathan wie betäubt im Bett liegt, lässt Dracula mehrere Särge voller Erde und Ratten nach Wismar verschiffen. Nach einiger Zeit ereignen sich an Bord des Schiffes, mehrere Todesfälle, während Jonathan im Krankenhaus behandelt wird. Er flieht anschließend nach Wismar, um Dracula aufzuhalten.

In Wismar kommt schließlich das Schiff mit Toten und Ratten an. Dr. van Helsing und sämtliche Wissenschaftler der Stadt stehen vor einem Rätsel. Dracula verbreitet die Ratten in der ganzen Stadt und sorgt dafür, dass die Pest um sich greift. Kurz darauf erscheint Jonathan Harker und erkennt seine Ehefrau nicht mehr. Als Mina Harker, die Schwägerin von Jonathan, mit einem Biss getötet wird, versucht Lucy Dr. van Helsing davon zu überzeugen, dass Dracula ein Vampir ist. Dracula ist von Lucy angetan und besucht sie eines Nachts und gibt sich zu erkennen. Er bietet ihr an, sie zu beißen, allerdings lehnt sie ab. Mina liest in dem Vampirbuch, dass eine zerteilte Hostie die Vampire bannen würde. Sie hat begriffen, dass Jonathan ein Vampir geworden ist und verstreut eine Hostie um dessen Stuhl.

Schließlich greift die Pest so sehr um sich, dass die Menschen, die krank geworden sind, nur noch die letzten Tage ihres Lebens feiern. Lucy beschließt, nachdem Dr. van Helsing weiterhin nach einer wissenschaftlichen Lösung suchen möchte, Graf Dracula zu verführen, da für Vampire das Sonnenlicht schädlich ist. Dracula beißt sie und beschäftigt sich mit ihrem fast toten Körper bis zum frühen Morgen. Dracula befindet sich in Schockstarre. In diesem Augenblick betritt Dr. van Helsing das Haus der inzwischen verstorbenen Lucy und tötet Dracula mit einem Pflock.

Die verbleibenden Beamten der Stadt verhaften Dr. van Helsing und Jonathan lässt die Hostienteile wegräumen und verlässt als neuer Vampir die Stadt.

Darstellung von Dracula[Bearbeiten]

Ohren, Finger und Zähne des Nosferatu, Filmmuseum Düsseldorf
Mehrere Mumien aus dem Museo de las Momias in Guanajuato.
Partnachklamm
Hauptartikel: Graf Orlok

Das Äußere von Graf Dracula erinnert an die Figur von Graf Orlok.[1] Das Kostüm wurde von der Maskenbildnerin Reiko Kruk geschaffen, für dieses Kostüm saß Klaus Kinski mindestens 4 Stunden in der Maske.[2][3]

Draculas Figur ist eine tragische und verzweifelte, die verbittert ist. Bemerkenswert sind Zitate wie diese:

„Ich liebe die Dunkelheit und die Schatten, wo ich mit meinen Gedanken allein sein kann.“[4]

„Der Tod ist nicht alles. Es gibt Schlimmeres, sterben ist grausam für den Ahnungslosen.“[4]

Klaus Kinski sagte über die Figur von Dracula:

„Das bin ich. Ich war nie ein Schauspieler, der eine Rolle nur eben spielte. Das, was ich darstelle, ist auch in mir. Es ist ein Schrei nach Liebe, der Ausdruck der Verzweiflung oder der Hoffnung. Gefühle also, die jeder hat, bringe ich konzentriert zum Ausdruck. Insofern bin ich selbst Nosferatu… Dieser Graf Dracula ist mir eine vertraute und sympathische Figur. Er hat keinen freien Willen, ist ein Getriebener. In ihm spiegelt sich das Böse, aber auch unsere ganze Hoffnung nach Liebe. Werner Herzog rief mich irgendwann einmal nachts um zwei Uhr an und fragte mich, ob ich einen Vampir spielen könne. Ich hatte Murnaus Film nie angesehen und war daher nicht im geringsten vorbelastet, also sagte ich ja. Mich hat die Magie, also das Unerklärbare, das Märchenhafte an diesem Stoff interessiert. Da habe ich eben zugesagt.“[5]

Renfield und Jonathan Harker gehörten zu seinen Untergebenen.

Hintergrundinformationen[Bearbeiten]

Für Regisseur Werner Herzog bedeutete dieser Film die erste internationale Großproduktion mit einem für damalige Verhältnisse gigantischen Budget von 2,5 Millionen DM.[6] Der Film entstand in Zusammenarbeit mit der Werner Herzog Filmproduktion, Gaumont und dem ZDF.[7] Die Anfangssquenz in der Mumien gezeigt werden, entstand im Museo de las Momias in Guanajuato. Weitere Drehorte waren Delft für die Darstellung der Stadt Wismar sowie die Partnachklamm bei Garmisch-Partenkirchen, landschaftliche Kulissen in der Slowakei, die Burg Pernštejn in Mähren und die Salzspeicher in Lübeck.

Der Autor und Biologe Maarten ’t Hart war laut eigener Aussage gegenüber der Fernsehsendung „Zomergasten“ als Rattenexperte beim Film engagiert. Für die Szenen mit den Ratten wurden insgesamt 12.000 Ratten aus Ungarn in die Niederlande verfrachtet, um die Pestszenen zu drehen. Über die Tatsache, dass die Tiere auf der dreitägigen Reise weder mit Essen noch mit Trinken versorgt worden waren und sich deshalb gegenseitig auffraßen, war der Biologe entsetzt. Um die ursprünglich weißen Ratten schwarz zu färben, wurden die Tiere in kochendes Wasser getaucht, wobei die Hälfte der Tiere umkam. Der Biologe zog sich vom Filmprojekt zurück und bezeichnete das Vorgehen Herzog und dessen Team als „unmoralisch“.[8]

Stellenweise wurde der Film zweisprachig in Deutsch und Englisch gedreht. Besonders aufwendige Szenen wurden später nachsynchronisiert. Isabelle Adjani wurde in der englischen Fassung nachsynchronisiert.[9]

Auszeichnungen[Bearbeiten]

Kritiken[Bearbeiten]

Benjamin Hembus urteilte über den Film:

„Die totale Vitalität und Virilität Nosferatus einzutauschen gegen eine jammervolle Ermattung, die nur noch Ruhe finden will, statt ewiges Leben, ist der grosse Fehler, der Werner Herzogs Nosferatu-Remake von 1979 runiniert; wie Klaus Kinski diesen neuen Nosferatu spielt, als überlebensunlustigen Vampir, meint man, der mythomane Herzog habe Fritz Langs Müden Tod gleich noch mitaufarbeiten wollen.“[10]

William K. Everson beschrieb den Film wie folgt:

„Trotz der Qualitäten, die Lotte Eisner ihm – vor allem aber seinem Regisseur – bescheinigt, muß ‚Nosferatu – Phantom der Nacht‘ als Fehlschlag gewertet werden. Anstatt seinen eigenen ‚Nosferatu‘ zu drehen, hat Herzog Murnaus Film mit Farbe, einer Tonspur und neuen Darstellern ausgestattet – fast schon eine barbarische, sicherlich aber eine anmaßende Methode. […] Klaus Kinski hat als Dracula einige unfreiwillig komische Dialogstellen und ist – im Gegensatz zu dem eher rätselumwobenen Max Schreck im Jahre 1922 – einfach zu populär für diese Gestalt, die ohne das Anonyme, Unfaßbare und Überirdische, das von ihr in Murnaus Film ausgeht, den größten Teil seiner [sic!] potentiellen Wirkung eingebüßt.“[11]

„in wunderschöne, fiebrige Bilder umgesetzt; manchmal allzu poesietrunken, meist genial metaphorisierend. Kinski faszinierend in der Titelrolle. (Wertung: sehr gut)“[12]

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Vgl. Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens mit Nosferatu – Phantom der Nacht
  2. Filmstarts.de: Kritik
  3. Eintrag bei der Filmzentrale
  4. 4,0 4,1 Zitat aus dem Film
  5. Cinema Nr. 4, 1979
  6. [1]
  7. Intro
  8. Maarten ’t Hart in der Fernsehsendung „Zomergasten“ (VPRO, NL), 1. August 2010
  9. Nosferatu – Phantom der Nacht. schnittberichte.com, abgerufen am 7. Juli 2007.
  10. Benjamin Hembus in: Klassiker des deutschen Stummfilms 1910-1930, 1983
  11. William K. Everson: Klassiker des Horrorfilms. (OT: Classics of the Horror Film). Goldmann, München 1982, ISBN 3-442-10205-7, S. 202–207.
  12. Adolf Heinzlmeier und Berndt Schulz in: Lexikon „Filme im Fernsehen“ (Erweiterte Neuausgabe). Rasch und Röhring, Hamburg 1990, ISBN 3-89136-392-3, S. 614.