Der Engel mit der Posaune

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Filmdaten
OriginaltitelDer Engel mit der Posaune
ProduktionslandÖsterreich
OriginalspracheDeutsch
Erscheinungsjahr1948
Länge132 Minuten
Stab
RegieKarl Hartl
DrehbuchKarl Hartl
Franz Tassié
ProduktionKarl Ehrlich im Auftrag der Neuen Wiener Filmproduktions-Ges. m. b. H.
MusikWilly Schmidt-Gentner
KameraGünther Anders
SchnittJosephine Ramerstorfer
Besetzung

Der Engel mit der Posaune ist ein österreichisches Historienfilm-Drama von Karl Hartl aus dem Jahr 1948.

Handlung[Bearbeiten]

Der Film setzt aus Handlungssträngen aus mehreren Jahrzehnten vom Jahr 1764 bis zum Jahr 1945 zusammen und erzählt von dem Schicksal der Wiener Klavierbauerfamilie Alt.

Prolog[Bearbeiten]

Der Wiener Klavierbauer Christoph Alt hat im Jahr 1764 eine Klavierfabrik mit einem darüber angebauten dreistöckigen Wohnhaus errichtet, die der Familie als Heimat für zukünftige Generation dienen soll. Über dem Eingang des Hauses lässt er einen Engel mit einer Posaune anbringen, über diesen Engel sagt Christoph Alt:

„Er sollte ihn und alle, die nach ihm kommen würden, Gott und der himmlischen Macht der Musik für immer verpflichten.[1]

In seinem Testament lässt Christoph Alt festschreiben, dass sämtliche Familienangehörige über bauliche Veränderungen des Hauses gemeinsam in Form einer Eigentümerversammlung entscheiden müssen. Die Jahre vergehen und die Erinnerung an die Bedeutung des Engels verblasst in den Köpfen der zukünftigen Generationen der Familie Alt. Er dient nur noch als Werbefigur und als ignorierte Figur über der Eingangstür. Das Testament hingegen bleibt über Generationen erhalten.

Handlung im Jahr 1888[Bearbeiten]

Paula Wessely spielte Henriette Alt

Im Jahr 1888 ruft sein Nachfahre Franz Alt eine solche Eigentümerversammlung ein, in der die Familie darum bittet das Haus um einen vierten Stock zu erweitern, da die hübsche und gutbürgerliche Henriette Stein heiraten. Sämtliche Verwandten willigen dem Ausbau des Hauses ein, allerdings sind sie von der Wahl seiner zukünftigen Ehefrau wenig begeistert. Zum einen wird ihrem Vater vorgeworfen, dass er Jude ist und sie hingegen eine christliche Jüdin, zum anderen unterhält sie eine enge Freundschaft mit dem Frauenhelden bekannten Konprinzen Rudolf.

Diese Information erhält Franz zum ersten Mal und versucht sie dazu zu bewegen den Kontakt mit dem Kronprinzen abzubrechen. Sie vereinbart mit dem Kronprinzen und dessen besten Freund Graf Leopold Traun ein letztes Treffen, bei dem sie von ihm erfährt, dass er sich von seinem Vater Kaiser Franz Joseph I nicht ganz ernstgenommen fühlt. Bei dem Treffen mit ihm verabschiedet sie sich von ihrem guten Freund, den sie in Wirklichkeit liebt aus lauter Angst vor sich selbst.

Schließlich findet die Hochzeit von Franz und Henriette statt. Die Feierlichkeiten müssen unterbrochen werden, da die Nachricht ertönt, dass der Kronprinz durch eine Herzattacke gestorben ist. Von Onkel Otto-Eberhard Alt erfährt sie und ihr Mann, dass sich der Kronprinz in Wirklichkeit das Leben genommen hat. Außerdem bittet der Kaiser darum, dass sie bei ihm eine Audienz wahrnimmt. Otto-Eberhard warnt Henriette davor die ganze Wahrheit zu sagen, stattdessen soll sie die Fehler des Kaisers lieber verschweigen.

Bei der Audienz kriegt sie die Frage gestellt, wie sie zum Kronprinzen stand und sie beantwortet diese Frage damit, dass sie nur gute Freunde waren. Außerdem verschweigt dass sich der Kronprinz von seinem Vater nicht ernstgenommen gefühlt hat. Daraufhin entlässt er sie mit Wohlwollen und gibt ihr den Abschiedsbrief seines Sohnes mit.

Handlung im Jahr 1906[Bearbeiten]

Im Jahr 1906 hat Henriette Alt drei Kinder mit den Namen Hans, Hermann und Martha-Monika und feiert mit ihrer Familie die Fronleichnamsprozession. Das Leben ist für sie ziemlich monoton geworden, es gibt jeden Tag um 13 Uhr Rindsfleisch und jedes Jahr fährt die Familie nach Ischgl in den Urlaub. Es passiert nichts wirklich aufregendes in ihrem Leben, dennoch macht sie sich vor mit ihrem Mann glücklich zu sein. Eines Tages erhält sie von einem unbekannten Mann rote Rosen, der sie an alten Zeiten erinnern soll.

In dem Blumengeschäft trifft sie auf Graf Leopold Traun, der ihr die Rosen geschickt hat und nun versucht mit dem Tod seines Freundes zurecht zu kommen, in dem er als Frauenheld eine Frau nach der anderen herumzubekommen versucht. Ihr Mann muss am nächsten Tag auf Geschäftsreise und sie bittet ihn, sie mitzunehmen, was dieser zornig verneint. Henriette geht während der Zeit mit dem Grafen mehrfach heimlich aus. Die Affäre bei der eigentlich nichts passiert, außer dass Henriette einige Momente Spaß hat wäre nicht einmal entdeckt worden, würde nicht ein Onkel der Familie in dieser Nacht im Sterben liegen. Der Onkel verlangt nach ihr und sie nirgends zu finden. Schließlich macht sich ihr Sohn Hans auf die Suche nach sie und entdeckt sie beim Tanzen mit dem Grafen. Als die beiden gehen möchten, kommt Franz Alt hinzu, der etwas früher von seiner Geschäftsreise zurück gekommen ist.

Zusammen mit seinem Onkel Otto-Eberhard fordert er von dem Grafen Satisfaktion und fordert ihn zum Duell heraus. Henriette wird von Otto-Eberhard zurückgehalten und er bittet sie um Verzeihung, dass er sie damals nicht vor der Ehe mit ihrem Mann gewarnt hat, da er sie nur im Kopf hatte, und er genau wusste dass sie eigentlich nicht liebt. Schließlich kehrt ihr Mann zurück und der Graf ist beim ersten Schuss gestorben.

Handlung in den Jahren 1914 bis 1921[Bearbeiten]

Im Jahr 1914 feiert die Klavierfabrik Alt ihr 150-jähriges Bestehen. Aus diesem Grund stiftet die Firma im Rahmen der Feierlichkeiten der begabten Pianistin Selma Rösner einen großen Konzertflügel. Dieser Flügel ist allerdings für ihre Wohnung zu groß und somit erhält sie ein kleineres Spinett, dass sie solange behalten darf, bis sie einen Platz für den Konzertflügel gefunden hat.

Hans ist von ihr so beeindruckt, dass er sich in sie verliebt. Aus diesem Grund wird sie von Henriette am 28. Juni 1914 zum sonntäglichen Tee eingeladen. Ein Extrablatt meldet an diesem Tag das Attentat von Sarajevo mit der Ermordung des Thronfolgers Franz Ferdinand und seiner Gattin in Sarajewo stattgefunden hat. Aus diesem Grund wird der Tee abgesagt und die Familie diskutiert darüber ob Krieg ausbrechen wird. Hans und Henriette stehen dem Krieg ablehnend gegenüber, allerdings befürworten Franz und sein zweiter Sohn Hermann den freiwilligen Kriegseinsatz und überlegen sich freiwillig zu melden. Schließlich entscheidet Franz Alt, dass sämtliche Familienmitglieder ihren Anteil zum Krieg leisten. Der Krieg fegt für die nächsten sieben Jahre über die Welt und kostet Millionen das Leben. Unter anderem stirbt auch Kaiser Franz Joseph I., während dieser Zeit fragt Selma Rösner öfters nach Hans. Allerdings bleibt der Flügel in den Hallen der Fabrik stehen.

Handlung im Jahr 1921[Bearbeiten]

Hans kehrt im Jahr 1921 abgemagert aber wohlbehalten aus dem Krieg zurück. Die Zeiten haben sich geändert und die Inflation sorgt dafür, dass die Firma finanziell kurz vor dem Ruin steht. Außerdem sind viele ehemalige Mitarbeiter im Krieg gestorben. Franz Alt wurde während des Krieges verschüttet und ist seit dem gelähmt und kann nicht mehr sprechen. Als er seinen Bub sieht ist er hocherfreut und schreibt ihm einen kleinen Zettel auf dem steht:

„Servus, Bub[2]

Schließlich übernimmt Hans die Firma, während Martha-Monika und mit ihrem Freund das Land verlässt. Sein Bruder Herman hingegen versucht ständig irgendwelche Geschäfte zu vollbringen, die mit der Lieferung von Waffen zu tun hat. Henriette erklärt sich bereit nur noch einmal seine Schulden zu bezahlen und verstößt ihren Sohn. Hans der davon nichts mitbekommen hat, versucht Selma Rösner zu finden und sie um ihre Hand zu bitten. Er beschließt sie zu heiraten und die Firma wieder in den finanziellen Erfolg zu führen, was ihm gut gelingt.

Handlung im Jahr 1938[Bearbeiten]

In Wien wird schließlich das Theaterstück Jedermann aufgeführt, dessen Plätze vollkommen ausverkauft sind. Unter den Besuchern befindet sich auch Henriette Alt, die erleben muss wie das Theaterstück an der Stelle unterbrochen wird in dem das Vaterunsers gesprochen wird. Hermann versucht mit „Hitler“-Rufen die Aufführung zu stören, er wird von der Polizei verhaftet und verhört. Einige Monate später sitzt Henriette zusammen mit ihrem Diener im Zimmer und schwelgt in alten Erinnerungen, während die Nazis den Anschluss von Österreich mit einer festlichen Parade feiern.

Als einige Gestapo-Leute in das Haus eindringen, bricht aus Henritte heraus, dass sie eigentlich eine Jüdin ist. Allerdings springt sie aus dem Fenster und ihre Leiche wird zu Hans gebracht. Als Herman an diesem Abend in sein altes Zuhause kommt, um seiner Mutter zu erklären, dass er ihre jüdische Herkunft verbergen konnte, muss er von ihr Abschied nehmen.

Epilog[Bearbeiten]

Der Zweite Weltkrieg wütet über Wien hinweg und das Haus der Familie Alt wird letztendlich vollkommen zerstört. Der zerstörte Engel mit der Posaune wird schließlich nur noch in den Trümmern gefunden. Hans und seine Kinder Henriette und Franz bauen die Firma wieder neu auf, obwohl sie durch die Folgen der Kriegswirren nicht mehr eine positive Zukunft glauben. Zur Ehre des ersten Flügels der von der wieder aufgebauten Firma produziert wurde, spielt Selma Alt das Lied: Die Himmel rühmen von Christian Fürchtegott Gellert.

Symbol des Engels mit der Posaune[Bearbeiten]

Der Film selbst stellt einen Spiegel der gesellschaftlichen und politischen Veränderungen während der im Film gezeigten 60 Jahre. Die stumme Figur des Engels mit der Posaune stellt einen stummen Zeitzeugen dar, der die Menschen des Films und die Zuschauer dazu animieren soll sich auf folgende Dinge zu besinnen: Der Glaube an Gott und an die Macht der Musik und die Erhaltung und die Respektierung menschlicher Werte und der Friede in politischer und gesellschaftlicher Hinsicht sollen geachtet werden.

Der Prolog macht deutlich, dass der Engel in seiner Funktion missachtet wird. Die gesellschaftlichen und politischen Veränderungen werden durch einen Kommentar präsentiert, bei dem der Engel gezeigt wird.

Hintergrundinformationen[Bearbeiten]

Der Film entstand nach dem gleichnamigen Roman von Ernst Lothar, auf Wunsch von Paula Wessely, die im Vorfeld das Buch gelesen hat.[3] Der Film feierte am 19. August 1948 in Salzburg seine Uraufführung und wurde auch auf den IX. Internationalen Filmfestspiele von Venedig (19. August bis 5. September 1948) gezeigt.

Karl Hartl in der Zeit von 1938 bis 1948 nur einen Film mit dem Namen Wen die Götter lieben gedreht. Mit dem Film Der Engel mit der Posaune begann er seine regelmäßige Tätigkeit als Regisseur wieder aufzunehmen.

Der Film stellt unter anderem auch das Filmdebüt von Karlheinz Böhm, Peter Alexander und Oskar Werner dar. Die Filmbauten entwarf Otto Niedermoser, ausgeführt wurden sie von Walter Schmiedel.

Der Engel mit der Posaune erhielt den Graf-Sascha-Wanderpokal des österreichischen Bundesministeriums für Unterricht für den besten österreichischen Film des Jahres 1948.

1950 erhielt der Film unter dem Namen The Angel with the Trumpet ein Remake.

Kritiken[Bearbeiten]

Die Kritikerin Maria Fritsche schrieb über den Film:

„Der Film spart die Kriegsjahre aus und stellt den Nationalsozialismus in einer fatalistischen Blickweise als eine Art Naturgewalt dar, die über Österreich hinweggefegt ist. Karl Hartls erste Regiearbeit nach zehnjähriger Pause gab den Stars der Wien-Film, Paula Wessely und Attila Hörbiger, die Möglichkeit, sich vom NS-Regime zu distanzieren: Durch ihren Selbstmord als österreichische Jüdin entnazifizierte sich Paula Wessely gewissermaßen selbst. Das österreichische Publikum honorierte die »Rehabilitierung des Österreichertums« (Franz Antel), indem es Engel mit der Posaune zum besten Film des Jahres erkor.“[4]

Weblinks[Bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten]

  • Ernst Lothar: Der Engel mit der Posaune. Roman. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2003, ISBN 978-3423206747.
  • Illustrierter Filmkurier Nr. 503, Wien, September 1948.
  • Illustrierte Film Bühne Nr. 320.

Einzelnachweise[Bearbeiten]